Berichte |
|
Es war der 7. Januar 1997 als Jochen Glasbrenner vom Skate-Virus befallen wurde. Zurück zum Wintersport: der Gedanke an das 200km-Rennen ließ Jochen keine Ruhe. Wenn er schon nicht in Holland starten dürfte, dann eben an einem anderen Ort. Die Internet Recherche ergab: Es gibt in Europa zwei Rennen dieser Art. In Kärnten/Österreich am Weissensee und in Finnland in Kuopio. Über den Jahreswechsel 2002/2003 machten wir uns auf zum Weissensee und standen dann dort tatsächlich erstmalig auf gemieteten Eisschnelllaufkufen auf dem Eis. Die ersten paar Schritte waren noch recht unsicher, doch dann kam die Erkenntnis: Man muss zwar die Technik etwas an das Eis anpassen (darf z.B. nicht zu sehr auf die Skate-Außenkante stehen) aber ansonsten ist der Unterschied zum Inlineskaten gar nicht so groß. Spaß machte es allemal und Jochen erstand seine ersten Eisschnelllauf-Kufen noch ohne zu wissen, wann und wo er diese einsetzen könnte. Zu Beginn des Jahres 2005 unternahm Jochen einen weiteren Versuch beim holländischen Elfstedentocht-Verein und siehe da: die Regeln erlaubten nun auch den Start für Ausländer. Jochen überstand die schwere Aufnahmeprozedur. Dann hieß es warten auf Ende November. Denn wer meint, mit der Mitgliedschaft ginge auch ein Startrecht einher liegt falsch. Die Startplätze sind so begehrt, dass jedes Jahr eine Verlosung unter den Mitgliedern erfolgt. Wer ausgelost wird, erhält die Startberechtigung für einen Winter. Der Winter kam und als ich eines abends nach Hause kam, war das Grinsen auf Jochens Gesicht so breit wie selten zuvor – er hatte einen Startplatz zugelost bekommen! Anfang Januar buchen wir die Reise zum Finland Ice Marathon. Gleichzeitig die Renn-Anmeldung. Für Jochen keine Frage: 200km – die Königsdisziplin. Ich melde mich, da es ja „Eismarathon“ heißt, kurzentschlossen für die 50km an. Endlich: der 15. Februar und wir fliegen nach Finnland (über Helsinki nach Kuopio). Am nächsten Morgen gehen wir zum See. Mit Traktoren werden hier die Spuren für das Rennen präpariert. Dann die ersten Schritte auf dem Eis. Es läuft gut und als wir dann einige Kilometer weit draußen auf dem Eis stehen und auf die Stadt zurückblicken, ist das wirklich sehr beeindruckend – und kalt. Dann ist es auch schon Samstag morgen. Das 200km-Rennen startet bereits um 7.00 Uhr. Es ist noch recht dunkel, als sich am Start die kleine Gruppe Unerschrockener einfindet. Nach dem Start bildet sich eine Spitzengruppe von ca. 7 Läufern. Der Rest fährt alleine oder in Gruppen von max. 3 Läufern. Jochen überzockt zum Glück nicht und nimmt dafür die Alleinfahrt in Kauf. Ich gehe zurück ins Hotel und frühstücke. Danach gehe ich wieder zum See. Die Läufer sind am Kopf mit einer Reifschicht bedeckt. Ein Teilnehmer der keinen Gesichtschutz und keine Brille trägt hat einen gefrorenen Bart und sogar gefrorene Wimpern. Jochen hat sein Tempo gefunden und zieht seine Runden. Irgendwann wird es für mich Zeit, mich für ein Rennen fertig zu machen. Vor meinem Start feuere ich nochmals Jochen auf der Strecke an. Er hat jetzt schon ca. 130km und macht einen etwas müden – wen wundert’s! – aber entschlossenen Eindruck. Nach dem Zieleinlauf gibt es im nächstgelegenen Hotel für die Teilnehmer warme finnische Erbsensuppe (lecker!), eine Medaille und natürlich Sauna. Am Abend feiern wir die offizielle Siegerehrung mit einer Party in einer Bar/Disco in der Innenstadt von Kuopio.
TFF Skater beim Finland Ice Marathon Bereits zum 23. Mal lud die Stadt Kuopio im Herzen Finnlands Eisschnellläufer aus der ganzen Welt ein. Auf der mit mehreren Traktoren bestens präparierten 10km Runde auf dem Kallavesi-See wurden verschiedenste Strecken angeboten von 12,5 bis 200km. Bei –20°C klirrender Kälte und eisigem Wind wagten sich einige hundert Kufenflitzer, meist aus der näheren Umgebung oder Holland angereist, auf das Eis. Unter ihnen auch TF Feuerbach Top Skater Jochen Glasbrenner und Nina Reiner, die bei Ihrem Debüt auf den Kufen gleich die unglaublichen Streckenlängen von 200km, bzw. 50km gewählt haben. Als Exoten beäugt war das Erstaunen bei den Gegnern groß, als die aus dem für das Eisschnelllauf unbekannten Stuttgart angereisten Athleten nach 8:54 und 2:41 Stunden und jeweils Gesamtrang Fünf über die Ziellinie flitzten. Im Anschluss ans Rennen in der finnischen Sauna sitzend erzählte Glasbrenner seinen Mitstreitern das Geheimnis seines Erfolgs: „Mit zwei hauseigenen Spinning-Bikes haben wir uns die Kondition für das Rennen geholt“. |
|
(nr)
|
|
zurück zur Übersicht... |